für Horst Samson und Brigitte Gyr
Die französische Dichterin sitzt im Zug nach Paris
Sie hat im Gepäck ihre zärtliche Sprache und schaut
Mit ihr aus dem Fenster: Türme stürzen nach hinten
Gedanken gleich, und während sie ihre Worte wiegt
Rast hinter dem Zug die Geschichte her diese andre
Geschichte als meine, ein Schatten mit weicheren
Konturen, dennoch, wie meiner, nicht abzuschütteln
Ich sitze derweil, ein Glas Bordeaux in der Hand
Und wünschte in ihrer Sprache zu träumen und hätte
Gelehnt an ein anderes Fenster, viel lieber ihre Geschichte
Im Nacken, den helleren Schatten, wenn ich in Wörtern
Wie Haus, Wald und Wiese ruhe und dem Ginkgobaum
Zuproste, der ein Symbol ist wie vieles da draußen, wo
Immer mehr zu Bildern erstarrt, selbst wenn ich ein Ohr
Ans Fenster lege und Zäune frühzeitig wachsen höre
Und über den Wortrand schaue, um Atemfahnen zu
Hissen gegen die Starre, die Angst heißt und Peur
Die französische Dichterin sitzt wie ich am Rande
Fensterloser Wörter wie Oradour-sur-Glane und Bataclan
Wir sitzen in den verdunkelten Räumen der Sprache, damit wir
Das Licht der entferntesten Sterne ins Wort fangen können